Chronik

Die Zeit bis 1945

Geburtshelfer des TSV Plattling war ohne Zweifel die Feuerwehr, auch sie feierte im Jahr 2013 ihr Gründungsjubiläum. Um die Feuerwehr’ler fit für ihren Auftrag zu machen, wurde am 8. September 1863 der Turnfeuerwehr-Verein gegründet. 32 Gründungsmitglieder sind beim Magistrat der Stadt eingetragen, 5 Jahre später waren es bereits 58 „Turner“. Diese fühlten sich aber dem 1891 neu gegründeten Turnverein mehr als Feuerwehr verbunden und wechselten 1894 zu dem Verein, dessen alleiniges Ziel Körperertüchtigung war. Aber offensichtlich war bereits zu dieser Zeit auch neben dem Sport Theaterspielen ein weiterer Vereinszweck, da die Plattlinger, man glaubt es kaum, seit jeher theater- und zirkusfreudig waren.

Vielleicht auch um einen Veranstaltungsort für Sport und Spiel zu haben, wurde bereits 1898 eine neue Turnhalle, mühsam finanziert durch eine Lotterie, eingeweiht. Dieses Bauwerk war für viele Jahre finanziell immer wieder problematisch für den Verein bis hin zu einer drohenden Versteigerung, auch wenn bereits 1902 bei der Christbaumversteigerung total innovativ eine elektrische Beleuchtung installiert wurde. Praktisch bewährt hat sich die Halle als Lazarett im 1. Weltkrieg. Die Zinsbelastung durch die Halle führte auch 1912 zu der Abspaltung eines zweiten Männerturnvereins, erst 1922 kam es zu einer Wiedervereinigung. Zu dieser Zeit war Karl Schweizer bereits 18 Jahre prägende Persönlichkeit im Verein und sollte es bis zu seinem Tod im Jahre 1958 auch bleiben. Ein Gedenkstein in Kalteck erinnert an sein großes Wirken.

In der Weimarer Republik erfüllte der Turnverein seine sportlichen und gesellschaftlichen Aufgaben souverän, die politisch-ideologischen Umwälzungen nach 1933 führten dazu, dass der Turnbetrieb und das Vermögen des TV in die „Reichsbahnsportgemeinschaft“ übergingen. Der TV Plattling verschwand praktisch von der Bildfläche.

In der Zeit des 2. Weltkrieges verloren auch viele junge Mitglieder des ehemaligen TV im Feld ihr Leben, wie die Meldungen über Gefallene durch den Verein an den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen in der Chronik aus dieser Zeit dokumentieren.

Karl Schweizer

Die Zeit 1945 bis 1988

Aber sofort nach Ende der Nazidiktatur wurde unter Federführung von Georg Eckl, dem späteren langjährigen Vorstand bis 1965, am 7. Oktober 1945 ein neuer Verein, jetzt mit dem Namen TSV Plattling, gegründet. Durch Angliederung eines Boxclubs hieß der Verein für zwei Jahre ATSV, um dann ab 1949 wieder als TV Plattling zu firmieren. Am 26. März 1950 erhielt der Turnverein die Turnhalle und sein sonstiges Vermögen wieder zurück. In diese Zeit fällt auch der Erwerb der Skihütte am Arber und 1954 wurde auch, jetzt in wirtschaftlich besseren Zeiten, die Turnhalle zur Gartenseite hin räumlich erweitert. Ihr letztes bekanntes Erscheinungsbild erhielt die Halle durch eine Umgestaltung vor allem auch im Innenbereich, nämlich im Jahre 1967.

Georg Eckl

1963 erlebte Plattling die Hundertjahrfeier des Turnvereins und als Höhepunkt dieses Jubiläums fand in Plattling das Niederbayerische Bezirksturnfest mit 1400 Teilnehmern statt.

Auf der sportlichen Ebene setzte der TV Plattling in der Zeit nach dem Krieg Maßstäbe. Athleten wie Karl Weinberger gehörten in Niederbayern jahrelang zur Spitze und er baute später als Trainer die Leichtathletik-Abteilung auf, die dann von Günter Scheu so erfolgreich weitergeführt wurde. In den Jahren 1956 und 1957 gewannen die TV-Handballer den niederbayerischen Meistertitel. Namen wie Siegfried Schärtl und Lina Schweizer stehen für jahrzehntelange aufopferungsvolle Tätigkeit in der Jugendarbeit, ein Wolfgang Henschel stand repräsentativ für den Kanusport in Niederbayern. Neue Sportarten wie zum Beispiel Badminton (1957) oder Volleyball (1972) wurden von Anton Dischinger und Helmut Fröschl beim TV eingeführt. Gerold Pletz gründete 1978 die Abteilung Aikido. Seit 1983 etablierte sich das „Frauenturnen“, beginnend mit Aerobic durch Uschi Fischer und Renate Neudert, in verschiedenen Varianten beim TV. 1971 bereicherte eine Reitabteilung das Angebot im Verein. Ab 1969 gab es sogar für ein paar Jahre eine Schwimmabteilung beim TSV, ins Leben gerufen von Max Wolf. Die Kanuabteilung war zu der Zeit schon überaus aktiv im Jugendsport, der Name Wolfgang Henschel war in Niederbayern das Aushängeschild dafür auch bei der Betreuung der TID, der „Tour International Danubien“. Diese Kanuwanderfahrt war die größte der Welt und ging über 2000 km, betreut wurde sie am Mühlhammer Keller jahrzehntelang immer vom TSV Plattling.

Zu den großen Sportereignissen nach dem Krieg zählten z. B. Im Jahre 1968 das Grenzland-Fechtturnier Bayern-Österreich und die Süddeutschen Marathonmeisterschaften 1971. Die Bayerischen Waldlaufmeisterschaften 1968 mit 500 Teilnehmern brachten dem TSV viel Anerkennung ein, insbesondere wurden Adolf Rümmelein, Josef Hiergeist und Gustav Langer mit der Ehrennadel des Bayerischen Leichtathletikverbandes ausgezeichnet. Folgerichtig fanden dann am 26. April 1969 die Deutschen Meisterschaften mit 800 Läufern aus 200 Vereinen statt, wiederum eine Auszeichnung für den TSV. 1984 punktete die Badmintonabteilung mit der Vizemeisterschaft der Bayernliga.

In der 105. Generalversammlung am 14. Juni 1968 beschlossen die Mitglieder, den Namen des Vereins in „Turn- und Sportverein Plattling von 1863“ zu ändern, und so nennt er sich bis heute.

In den zehn Jahren zwischen 1960 und 1970 trat der TSV auf der gesellschaftlichen Ebene mit Prunksitzungen des Elferrates ins Rampenlicht. Georg Eckl gab den Präsidenten, Lina Schweizer leitete die Prinzengarde. Walter Weichhart trat als Plattlinger Straßenkehrer auf; die Turnhalle war Faschingshochburg. Die Tradition im TSV, Fasching festlich zu feiern, wurde dann zwischen 1980 und 2000 beeindruckend von der Badmintonabteilung in „21 Federbällen“ mit jeweils einem eigenen Motto fortgesetzt.

Am 13. September 1986 wurde das Stadion in der Au, heute Karl-Weinberger-Stadion, eingeweiht und damit eine ansprechende Heimat für die Leichtathletikabteilung, aber auch für andere TSV’ler geschaffen. Beginnend mit einem landesoffenen Sportfest am 14. September fanden dort seitdem zahlreiche sportliche Wettbewerbe statt. Speziell im Festjahr 1988 zum 125-jährigen Jubiläum konnte man dort das Gaukinderturnfest, die niederbayerischen Leichtathletik-Meisterschaften und die Bayerischen Mehrkampfmeisterschaften für die Schüler und die Jugend besuchen. Dabei errangen Robert Scheu, Thomas Haas und Oliver Schreiner den Bayerischen Vizetitel im Zehnkampf.

– Foto Karl Weinberger –

Die Zeit 1988 bis heute

1988 gehörten zum TSV 16 Abteilungen, in den Jahren 2004/2005 wuchs deren Zahl auf 24, um aktuell wieder auf 19 Sparten zu schrumpfen. Hier spiegelt sich die Dynamik in der Entwicklung von Sportarten wieder, so hat z. B. 2011 die sehr erfolgreiche Kickboxabteilung den TSV verlassen, um einen eigenen Verein zu gründen. Es entstand am 1. Juli 2011 als neue Sparte Qi Gong, die sich regen Zuspruchs erfreut. Als stabiler Grundstock über die 25 Jahre hinweg blieben natürlich die „klassischen“ Abteilungen Schülerinnenturnen, Frauengymnastik, Leichtathletik, Badminton, Aikido, Volleyball und z. B. Karate, das 1988 gegründet wurde und sich seitdem mit Höhen und Tiefen als Attraktion in der Jugendarbeit erweist.